Einführung zum Sammelband Rotverschiebung-4 x queer crime mit Nel Arta
... Als mich 2008 die unüberwindbare Idee, ich könnte einen Krimi schreiben, anfiel, hatte ich noch keine Ahnung, wo die Reise hinführen würde.Ich schrieb drauflos und je mehr Seiten dazukamen, desto besoffener war ich von meinem eigenen Text.
Auf Einwendungen von Freund:innen, es handele sich um ein Spartenthema, erwiderte ich lapidar, im Fernsehen liefen Krimis, in denen der Kommissar nur einen Arm hat und die meisten Zuschauer:innen dagegen mindestens zwei. Oder in Krimis träten Polizist:innen mit Liebeskummer und Alkoholproblemen auf und das läsen oder schauten auch beziehungsferne Misantrop:innen und überzeugte Abstinenzler:innen.
Aber machen wirs kurz. Erst nachdem ich mir ein Online-Seminar zum Krimischreiben leistete, erkannte ich, dass Schreiben ein zu erlernendes Handwerk ist und ich bis dato keinen erdenklichen Anfänger:innenfehler ausgelassen hatte. So wurde der zweite Roman mit Nel Arta vor dem ersten fertig, viel besser war er aber noch nicht.Schließlich waren alle drei Nel-Arta-Geschichten in der richtigen Reihenfolge von 2011 bis 2013 erschienen, eine vierte in Teilen geschrieben, aber sie dümpelten unter der Wahrnehmungsschwelle des Buchmarktes. Eine mutige Neuedition des Debuts Kleine Betriebsstörung von Dead Soft floppte 2016 leider ebenfalls.
Da ich aber stur und immer noch von der Figur und den Stories überzeugt bin, habe ich mich daran gemacht die Reihe nochmal als eBook herauszugeben und um den 2019 fertiggestellten vierten Band Nachts Zündeln zu ergänzen.
Beim neuerlichen Lesen fiel mir auf, wie viel ich inzwischen dazugelernt habe und, peinlicherweise, wie hölzern und ungelenk die Schreibe in Teilen war.Beim Überarbeiten habe ich mich bemüht den Charakter zu erhalten und trotzdem den Text aufzubrezeln, um so etwas von den dreizehn Jahren Schreiberfahrung einzubringen.
Ganz nebenbei ergab sich dadurch die Gelegenheit dem dritten Band mit Popelige Mauscheleien wieder seinen ursprünglichen Titel zurückzugeben, der vom damaligen Verleger unter tätiger Beihilfe des ehemaligen Chefredakteurs der Leipziger Volkszeitung als »zu ekelhaft« abgelehnt worden war.
Ob ein fünfter und abschließender Band folgen wird, weiß ich nicht. Ideen dazu gibt es, aber die reichen ja bekanntlich nicht.
Nel Arta kann man auch in anderen Geschichten begegnen. Manchmal läuft sie nur wie Alfred Hitchcock in seinen Filmen durchs Bild. So in Die Zärtlichkeit der Hubschrauber (2013 als EdiLaGurki veröffentlicht) und in Zehntausend Kilometer. In Gefährliche Vergangenheit und Urinstinkt hat sie Co-Hauptrollen. Auch Isabel, ihrer brasilianischen Freundin und Karla, der Berliner Taxifahrerin, kann man da und dort begegnen. Diese wunderbar inspirierende Idee, die einige meiner Bücher verbindet und sicher noch verbinden wird, habe ich mir von dem südafrikanischen Autor Deon Meyer abgeschaut.
Im ersten Band, Kleine Betriebsstörung, gibt es etliche Passagen mit Einsprengseln in Portugiesisch. Es ist eben so, dass man in einem fremden Land mit fremder Sprache häufig nichts versteht. Man kann also wie Nel durch Brasilien radebrechen und stolpern. Für diejenigen, die das nicht ertragen, gibt es anhängend ein Glossar, zu dem man über die Endnoten gelangt, wenn man nicht wie Nel rätseln und nach und nach lernen mag, was da gesagt wird.
Wenn sich im vierten Band Nachts Zündeln gelegentlich das Gefühl einschleicht, dieser oder jener Name einer Figur wäre aus einem anderen Zusammenhang bekannt, so ist das kein Zufall, sondern mit einem Augenzwinkern gewollt. Mehr sei hier nicht verraten.
Geneigte Leserschaft, hier hältst du also die erste und einzige Krimiserie mit einer Transfrau als Hauptfigur in den Händen.Ich wünsche gute Unterhaltung.